Theresa Brüderl

Bestand vs. Neubau. Die Kirche als Nachbar. Denkmalnähe. Ortsbildprägende Position. Die Alz im Garten. Holz als verbindendes Material.

Mit seinem langgestreckten, rechteckigen Baukörper, der symmetrischen Fassadeneinteilung zur Straße und den Holz-Sprossenfenstern fügt sich das Gebäude perfekt in den ortsüblichen oberbayerischen Kontext ein.

Die zur Straße zurückhaltende, stringente Fassade, die sich zum neu geschaffenen Platz im Ortskern orientiert, löst sich jedoch zur Garten-bzw. Flussseite hin auf. Durch die sich aus den unterschiedlich breiten Balkonbrettern entwickelnde Holzlattung, die zum einen als Sichtschutz dient und zum anderen als konstruktives Element für den Balkon genutzt wird, treten die dahinterliegenden größeren Fassadenöffnungen in den Hintergrund. So kann vom Innenraum ein starker Bezug zum Außenraum geschaffen werden und das Wasser als Hauptattraktion des Grundstücks im Haus erlebbar gemacht werden.

Durch präzise Auswahl von Material und Interpretation von traditionellen Gestaltungsprinzipien, schafft dieses Wohnhaus den Spagat zwischen der oberbayerischen Bauweise und der zeitgenössischen Architektursprache ohne in Konkurrenz mit der historischen Pfarrkirche zu treten.

Architektur Leistungsphase 1-4

Die Bauherren – verliebt in die Lebensart und Architektur der Nordseeinsel Sylts – hatten längst einen gemeinsamen Traum: „Wir wollen ein Stück Nordseebrise in unseren beschaulichen Chiemgau bringen – die Kraft Sylts soll ein Teil unseres täglichen Geschehens werden.“

Ein Kontext, um den nicht unbedingt ein passender Bogen so leicht gespannt werden kann. Oder etwa doch?

In der Architektursprache dieses besonderen Projektes wurde mit empfindlichen Augenmaß typisch Sylter Gestaltungsraum und die bodenständige heimische Bauart kombiniert. Ein Zusammenspiel stringenter Architektur, heimeligen Interieurs veredelt mit auserwählten Materialien des Chiemgaus.

Das markante Krüppelwalldach erinnert dabei gleichermaßen an die typisch Sylter Reetdachhäuser als auch ein holzschindel-beschlagenes Bootshaus des heimischen Chiemsees. Ein besonderes Haus, welches sich bestens in die Umgebung einfügt und genau jenen Rückzugsort bietet, bei welchem am Sonntagsfrühstück aus der Chiemgauer Semmel schmunzelnd das friesische Brötchen wird.

Architektur und Innenarchitektur, Baubegleitung
Ausbau: Schreinerei Brüderl

Die Zeilenbebauung mit Appartements als Rücken zum Bahngleis und die Atriumhäuser als echte städtische Wohnhäuser für die Familie bilden zusammen mit dem zur Straße orientierten öffentlichen Gebäude als Raum für Bildung und kulturellem Austausch das städtebauliche Konzept.

Die Vernetzung des Wohngebiets für Menschen verschiedener Kulturen mit der Umgebung und seinen Bewohnern, wird durch eine Durchwegung des Viertels über Themenplätze mit Cafeterrasse und durch das öffentliche Gebäude als Platz für kulturelle und intellektuelle Begegnungen, umgesetzt.

Entwurfskonzept

Traum vom Eigenheim. Die Straße im Rücken. Viel Platz zum Arbeiten und für Gäste. Konzentration zum Garten. Das geplante Wohnhaus ist ein moderner, mit ländlichem Charakter gestalteter Baukörper. Dieser soll sich durch seine natürliche Farbgebung zusammen mit der vorvergrauten Lärchenholzschalung der Nebengebäude in die ortstypische Bebauung einfügen. Der Wohnbaukörper wird durch den Freisitz und der Garage mit Carport, die sich als Holzbau vom Hauptgebäude absetzten, wie eine „Spange“ eingefasst. Der überdachte Freisitz schirmt den Gartenbereich zur Straße ab und bietet gleichzeitig eine Rückzugsmöglichkeit und Schutz vor Regen, Wind und Sonne. Im Erdgeschoss befinden sich neben dem überdachten Zugang mit Garderobe die Hauptwohnräume mit Wohnen-Essen-Kochen und Gästezimmer. Im Obergeschoss liegen die Individualräume mit großem Arbeitszimmer.

Architektur Leistungsphase 1-4